Hitze, Kälte, Regen: Farben im Stresstest

10 Jahre Dr. Robert-Murjahn-Institut (RMI)

Ober-Ramstadt, 3. November 2015 (DAW) - Das unabhängige Dr. Robert-Murjahn- Institut (RMI) wurde 2005 als Forschungsinstitut für Beschichtungsstoffe, Fassadensysteme und gesundes Wohnen gegründet. Es ist in den vergangenen zehn Jahren ein „Aushängeschild“ für die DAW SE und ein Initiator für Innovationen geworden. Beim Kauf von Innen- oder Außenfarben achtet der Kunde meist nur auf einen gefälligen Farbton und gute Deckkraft, damit er sich das mehrfache Streichen einer Fläche sparen kann. Das sind jedoch nur zwei von vielen Kriterien, die für die Qualität von Farben oder Lacken ausschlaggebend sind. Seit zehn Jahren widmen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dr. Robert-Murjahn-Instituts in Ober-Ramstadt der Aufgabe, die Eigenschaften von Beschichtungsstoffen, Fassadensystemen, Wärmedämmung und Bautenschutz entsprechend dem Stand der Wissenschaft und Technik zu prüfen – auch im Hinblick auf ein gesundes Wohnraumklima, auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Viele Innovationen sind auf Anregung von RMI-Mitarbeitern entstanden. Die Messtechnik von Beschichtungsstoffen ist eine Stärke des RMI, das in einem Büro-/Labor-Gebäude auf dem Werksgelände der Deutschen Amphibolin Werke (DAW SE) untergebracht ist. In den Laboren der Abteilungen Analytik, Messtechnik und Prüftechnik werden Untersuchungsverfahren entwickelt, die die Basis für einen fairen Wettbewerb der Farbenhersteller bilden. Vorwiegend kommen dort die neuen Produkte der DAW auf den Prüfstand. Das Institut ist von der Produktentwicklung strikt getrennt, seine Mitarbeiter sind jedoch nahe an der Praxis und kennen die Zusammenhänge von Produkteigenschaften einerseits und Rohstoffen, Rezepturen und Herstellungsverfahren im Großmaßstab andererseits. Inzwischen lassen viele Firmen der Baufarbenbranche und der Rohstoffindustrie ihre Produkte in diesem unabhängigen Institut testen und bewerten. Das RMI ist für einen Teil der angebotenen Prüfungen nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005 akkreditiert. Es erarbeitet einheitliche Standards für Produktprüfungen, vorwiegend für den europäischen Raum, aber auch darüber hinaus. Von der Kooperation mit vielen kompetenten Partnern wie z. B. mehreren Fraunhofer-Instituten, der Hochschule Darmstadt und der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) profitieren alle Beteiligten. Zusätzlich bietet das RMI Schulungen rund um Prüfungen von Beschichtungen für Sachverständige an, die im Auftrag von Gerichten Schäden an Gebäuden begutachten sollen. Die Beratung von Allergikern, die nur bestimmte Farbprodukte nutzen können, erfolgt durch eigene Fachleute des RMI, die ihr Wissen auch an externe Berater wie die Sentinel-Haus Stiftung e.V. weitergeben. Spezialisten des RMI unterstützen die DAW bei der Bewertung der Nachhaltigkeit ihrer Produkte, z. B. für Zertifizierungssysteme der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Am 3. November feiert das etablierte und anerkannte Prüf- und Forschungsinstitut sein zehnjähriges Bestehen. Benannt ist es nach dem Chemiker Dr. Robert Murjahn, der die Deutschen Amphibolin Werke in Ober-Ramstadt gegründet und die Dispersionsfarben-Technologie entwickelt hat. Organisatorisch ist das Institut eine GmbH, die an das Mutterunternehmen der DAW SE gekoppelt ist. Das von dem habilitierten Chemiker Dr. Engin Bagda aufgebaute Institut wird seit zwei Jahren von Dr. Helge Kramberger geleitet. Er hat 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter vier mit Promotion - zwei Chemiker, eine Materialwissenschaftlerin und einen Bauphysiker. Derzeit arbeiten auch zwei Studenten für ihre Bachelor-Arbeiten in den Forschungsabteilungen mit. Das RMI betreute bisher acht Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten, von denen eine von der DECHEMA mit dem Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung für Technische Chemie an Fachhochschulen ausgezeichnet wurde. Über 120 unterschiedliche Prüfungen von chemischen und physikalischen Eigenschaften werden in den Laboren, aber auch im Außenbereich vorgenommen, darunter Untersuchungen der Nassabriebbeständigkeit, der Wärmeleitfähigkeit und der Haftfestigkeit auf verschiedenen Untergründen. Mithilfe von Gaschromatographen werden flüchtige organische Verbindungen (Emissionen) analysiert, die bestimmte Obergrenzen in Innenräumen nicht überschreiten dürfen. Das RMI hat einen hohen Qualitätsanspruch und unterstützt durch die Prüfungen mit hohem Standard Hersteller dabei, möglichst lösungsmittelfreie und somit gesundheitlich unbedenkliche und umweltschonende Produkte auf den Markt zu bringen. Um die Beständigkeit von Beschichtungssystemen zu testen, werden beschichtete Probewände in einer Halle künstlichem Sonnenlicht und Starkregen ausgesetzt. In einer anderen Versuchsanlage müssen Bodenbeschichtungen, die für Brücken oder Parkhäuser entwickelt wurden, unter Beweis stellen, dass sie hohen Belastungen auch bei hohen und tiefen Temperaturen standhalten. Im messtechnischen Labor wird z. B. herausgefunden, welche Außenanstriche langlebig und beständig sind und dabei möglichst viel gasförmiges Wasser (Wasserdampf) nach außen entweichen und möglichst wenig Feuchtigkeit eindringen lassen. Produktsicherheits-Mitarbeiter des RMI engagieren sich zurzeit in einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekt für elektronische Schnittstellen zur automatischen Übertragung von relevanten Daten aus Sicherheitsdatenblättern von Bauprodukten. Die Einstufung und Kennzeichnung chemischer Produkte wird auf dem Weg vom Hersteller zum Kunden stets transparent und abrufbar sein. Das dient dem Arbeits- und Umweltschutz im Bauwesen und erlaubt eine effiziente Produktmeldung an Berufsgenossenschaften und staatliche Stellen. Zum Jubiläumsfest am 3. November sind Mitarbeiter, Kunden, Vertreter von Forschungsinstituten und der Beschichtungsbranche eingeladen. An Ständen werden beispielhaft Untersuchungsmethoden und Förderprojekte vorgestellt. Redner sind Dr. Ralf Murjahn, Geschäftsführender Direktor der DAW SE, Michael Bross vom Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e. V. (VdL), Jürgen Magner, Kiwa Polymerinstitut GmbH, und Dr. Helge Kramberger, Geschäftsführer des RMI.